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Rollenspielwelten-Wiki-Konzept: Die Erzähler

von Hannes Blank

Das Problem: Beschreibungen von Rollenspielwelten haben, auch wenn man sich um ein großes Maß von Sachlichkeit bemüht, immer einen Standpunkt - sie vertreten also eine bestimmte Meinung. Das ist manchmal mehr, manchmal weniger offensichtlich; auf jeden Fall beeinflussen sie den Leser, der somit nicht unvoreingenommen seine eigene Fantasie entfalten kann - Sog. „Vorgekautes“ ist der Tod aller Kreativität. Beispiel: Man könnte einen Gebirgspass als „gefährlich“ beschreiben. Natürlich ist ein Gebirgspass an sich nicht gefährlich, er greift niemanden an, sondern ist einfach da. Mit dem Adjektiv „gefährlich“ hat schon eine Wertung Einzug gefunden. Der kritische Leser wird sich fragen: Für wen gefährlich? In wiefern gefährlich? Wer sagt das? Und dann wird er mit diesen berechtigten Fragen allein gelassen.
Man könnte den Artikel über Gebirgspass ergänzen: Da lauern Monster! Aber auch hier sind schon wieder Wertungen enthalten: sie „lauern“, die „Monster“, d.h. eine Gruppe von Wesen, die schon durch ihre Bezeichnung diskreditiert ist, führt auch noch eine amoralische Handlung durch, nämlich einen Hinterhalt zu legen. „Amoralisch“ ist es aber nur von Standpunkt der Opfer aus gesehen. Für die sog. „Monster“ ist es ihr ganz normales Leben und sie selbst sehen sich sicher nicht als „Monster“. Gut und Böse sind eine Frage des Standpunktes, die sich für den reiferen Leser in eine Frage nach den Motiven auflöst.

Die Lösung des Problems ist, Meinungen zulassen, sie aber als solche zu kennzeichnen! Hier kommen die Erzähler ins Spiel. Erzähler sind fiktive Autoren, die die Rollenspielwelten mit ihren Erzählungen bereichern - inklusive ihrer Meinung aus ihrem Standpunkt heraus. Der reale Autor kann sich auf das wenige beschränken, was objektiv darstellbar ist und den Rest die fiktive Autoren, die sog. Erzähler, machen lassen. Voraussetzung dafür ist natürlich, daß diese Erzähler erst einmal geschaffen werden müssen. Ist ihre Biografie erstellt, so kann man mittels ihres Standpunktes und ihres Stiles Erzählungen schreiben, die den Artikel sehr bereichern. Dann kann sich der Leser selbst ein Bild davon machen, was er von den dort geäußerten Meinung halten soll, denn er kann sich gleichzeitig ein Bild des Erzählers machen.

Ist ein Erzähler geschaffen, so können alle Autoren (im Prinzip natürlich auch andere Erzähler) auf ihn zurückgreifen. Die Liste am Ende dieses Artikels gibt Auskunft über alle Erzähler bei Trauma. Um Widersprüche zu vermeiden, sollten alle Artikel, die den Erzähler nennen oder aus Dokumenten des Erzählers zitieren, im Artikel, der den Erzähler beschreibt, aufgelistet werden.

Die Erzähler sind tatsächlich existierende Wesen in der Rollenspielwelt; Quellen für Geschichtsschreibung, Reiseschilderungen, Sagen und Legenden. Ihre Niederschriften sind von regional unterschiedlicher Bekanntheit. Ihre Bücher stehen in den Bibliotheken der Rollenspielwelt. Schreiben, genauer gesagt dokumentieren zu können, ist also eine unverzichtbare Bedingung für einen Erzähler. Natürlich gibt es in Rollenspielwelten Kulturen, die nicht ausreichend entwickelt sind, um nachhaltig zu dokumentieren. Hier kann ein Erzähler aus einer höher entwickelten Kultur stellvertretend erzählerisch wirken und z.B. bisher nur mündlich übertragenes schriftlich oder mit anderen technischen Hilfsmitteln festhalten.

Die Erzähler sind natürlich in ihrem Leben nicht überall gewesen. Bei der Verwendung einer Quelle sollte stets überprüft werden, ob dieser Erzähler überhaupt und inwieweit kompetent ist.

Der Erzähler muß nicht zwingend zur gleichen Zeit gelebt haben, an der sich die beschriebenen Ereignisse stattgefunden haben. Denkbar sind vom Orakel, Propheten und Hellseher über den Zeitzeugen bis hin zum Historiker alle Formen.

Es ist auch möglich, auf mündlich überliefertes zurückzugreifen und dieses zu zitieren; dies sollte aber nach Möglichkeit vermieden werden; falls doch, sollte mündlich überliefertes auch unbedingt als solches gekennzeichnet sein: Wann, wo und von wem diese Version erzählt wurde. Damit entziehen sich solche Quellen natürlich einer mehrmaligen Verwendbarkeit. Diese mündlich überlieferten Geschichten passen jedoch gut, wenn sie live in ein Rollenspiel eingeflochten wurden, doch auch hier sollten Motive und Herkunft des Erzählers beachtet werden.

Vorbilder für Erzähler aus der realen Welt

Homer (Ilias, Odyssee)
Francois Rabelais (Gargantua und Pantagruel)
Julius Cäser (De Bello Gallico)
Jan Graf Potocki (Die Handschrift von Saragossa)
Jacob und Wilhelm Grimm (Wörterbuch, Gesammelte Märchen)
Plutarch (Parallelbiographien)
Tacitus (Germania, Annalen)
Th. Sonnleitner (Höhlenkinder)

Auflistung aller Trauma-Erzähler

(in Klammern die dazugehörige Welt)

Curiosus Noctuabundus Pinnula (Trauma 1111)
Hans Paul (*949) aus Zankelstein (Trauma 1111)

Kommentar

von Markus Still

Hannes, die Idee, spielwelt-interne Erzähler einzuführen und als solche durch die Nennung ihres Namens zu kennzeichnen, finde ich sehr gut. Wir sollten auf jeden Fall solche Erzähler in die Artikel einbauen, weil durch die Nennung einer Quelle zusätzliche Information entsteht und die Erzählung zusätzlich aufgelockert wird.

Die Kennzeichnung von kürzeren Textpassagen würde ich mit Anführungszeichen versehen und kursiv schreiben.

Beispiel:
Orks sind ein abscheuliches Gesindel, das unbescholtenen Händlern und arglosen Reisenden in den düsteren Wäldern von Krolsk aufzulauern gedenkt - vor allem im Osten!“ (Hans Glücklos, angehender Jongleur und einziger Überlebender einer Artistengruppe aus Meyburg, welche bei Fanjamir von Orks überfallen wurde)

Die Kennzeichnung von kompletten Textpassagen würde ich durch die Nennung des Erzähler-Namens direkt nach der entsprechenden Überschrift bewerkstelligen. So wie es bei diesem Artikel von mir und oben bei dem von Dir der Fall ist.

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Allerdings stimme ich nicht mit Dir überein, dass die Beschreibungen, die nicht von einem Erzähler stammen, unbedingt objektiv sein müssen. Ganz im Gegenteil, ich denke, dass mit objektiven Darstellungen eine furchtbare Langeweile ins Spiel einzieht. Ganz davon zu schweigen, dass ich Deine Sicht von erzählerischer Übertreibung nicht ganz teile. Ich halte es durchaus für okay zu sagen, dass Orks jemandem „auflauern“, denn das würden sie wahrscheinlich sogar selbst von sich sagen.

Aber selbst wenn das subjektiv überhöht wäre, Rollenspiel ist nunmal kein wissenschaftliches Medium, sondern Trivialliteratur. Ich finde es durchaus wünschenswert dieses Wiki, bzw. die Artikel über die Trauma-Welten, als ein Sammelsurium von Meinungen und subjektiven Sichtweisen zu sehen. Es ist ein lebendiges Gebilde, dass zwar durchaus einen hohen Wert an Information haben soll, aber dabei vor allem unterhaltsam bleiben muss. Witz und Farbe sind nicht nur sehr erwünscht, sondern definitiv Programm!

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Eine getrennte Auflistung von Erzählern mag vielleicht ganz nützlich sein. Ich weiß nur nicht, ob alle Autoren dieses Wikis daran denken werden. Auf jeden Fall halte ich es für sehr gut, Erzählernamen mit einem Link zur Liste der Persönlichkeiten der jeweiligen Welt zu versehen. Dort sollte zumindest eine kurze Beschreibung der interessantesten Daten stehen.

erzaehler.txt · Zuletzt geändert: 2020/08/12 10:38 (Externe Bearbeitung)