Großer Wald im Westen von Rosin.
Der nördliche Teil wird Anforet, der südliche Evforet genannt.
Wegen seiner Größe ist die Bezeichnung nicht mehr so geläufig wie in früheren Zeiten. Kulturgeschichtlich ist sie jedoch relevant, weil sich aus ihr die Teilnamen ableiten und sie einen Einblick in die Sagen- und Mythenwelt von Rosin ermöglicht.
Lange bevor die Stämme über Gallia zogen, geschahen Dinge, die heute noch von den Eltern an ihre Kinder weitererzählt werden und die noch heute von Bedeutung sind.
Vertav, der Waldgott, sollte mit einer Sterblichen verheiratet werden, um Halbgötter zu zeugen. Es war Medala, doch sie war niederträchtig in ihrem Ansinnen und böse in ihrem Herzen. Der Waldgott spürte, dass er mit ihr nicht glücklich werden würde. Er bat um einen Tag Bedenkzeit. Dafür zog er sich in den dunkelsten Teil seines Waldes zurück. Als er da so saß und mit seinem Schicksal haderte, kam Eola, die jüngere Schwester von Medala vorbei, nicht wissend, dass Vertav sich in diesem dunklen Teil des waldes zurückgezogen hatte. Sie war frei und ohne Angst losgegangen, um seltene und hübsche Blumen für die Hochzeit ihrer Schwester zu sammeln. Vertav war überwältigt vom Mut und der Umbekümmertheit von Eola, vor allem aber war er von ihrer überwältigenden Schönheit angetan. Außerdem war sie rein im Herzen und frei von Niedertracht. Vertav entschied sich sogleich, Eola und nicht Medala zu heiraten. So geschah es. Ein großes Hochzeitsfest wurde abgehalten. Bald gebar sie ihm Zwillingstöchter, Anha und Evv.
Medala machte gute Miene zum Spiel, trachtete im Geheimen jedoch danach, die beiden Kinder zu töten. Sie hatte es nie verwunden, das Vertav Eola ihr vorgezogen hatte. Doch Anha und Evv waren die Kinder eines Gottes und deswegen nicht so leicht zu beseitigen. Deshalb bat Medala Hnakk, den Dämon, um Hilfe. Hnakk konnte Erdrutsche auslösen und ganze Täler und Wälder unter Schlammmassen begraben. Er war von Anbeginn der Zeit ein Feind von Vertav gewesen. Hnakk sagte zu Medala, seine Macht sei begrenzt und er könne sich nicht ungestraft an den Halbgötterkinder vergreifen, aber er gab Medala ein Amulett, dass die Energie für einen Zauberspruch enthielt, der stark genug sei, Anha und Evv für immer verschwinden zu lassen. Medala fragte, wie und wann der Zauber verwendet werden sollte, doch Hnakk sagte, wenn die Zeit gekommen sei, werde sie schon wisse, wie das Amulett anzuwenden sei.
Die Jahre gingen ins Land und Anha und Evv wuchsen zu unternehmungslustigen und fröhlichen, jungen Mädchen heran. Eines Tages wollten sie in den Wald gehen, um zu spielen und weil Eola gerade nicht da war, fragten sie ihre Tante Medala um Erlaubnis. Die fragte ihre beiden Nichten, was sie denn zu spielen gedenken. Anha und Evv antworteten, sie wollen „Verstecken“ spielen und nicht eher zurückkehren, ehe eine de beiden die andere aufgestöbert hätte. Medala lachte und sagte zu den beiden, sie sollen sich nicht verlaufen. Um das zu verhindern, sprach sie weiter zu den Gottestöchtern, gebe sie ihnen ein Amulett mit. Dieses Amulett würde garantieren, dass die beiden gemeinsam und unbeschadet aus dem Wald hinauskämen, wenn ihnen danach sei. Doch Medala hatte ihnen das Amulett gegeben, das sie von Hnakk bekommen hatte und es bewirkte das Gegenteil dessen, was sie gesagt hatte. Die beiden Kinder fanden nie wieder zueinander und niemals aus dem Wald heraus. Seit dieser Zeit laufen sie Geistern gleich herum und suchen vergeblich den Wald ab, jede nach ihrer Schwester. Sie irren ruhelos umher, finden sich jedoch niemals.
Es heißt, wer sich im Wald verirre, dem könne es passieren, dass er eine der beiden Schwestern begegne. Sie seien erbarmungswürdige, kleine Geschöpfe, blass und unbeschreiblich traurig. Sie würden voller Inbrunst jeden, dem sie begegnen, fragen, ob und wo sie ihre Schwester gesehen habe und in noch tiefere Traurigkeit stürzen, wenn der Gefragte dies verneinen würde. Man berichtet darüberhinaus, den Verirrten, die bar jeder Niedertracht seien und rein im Herzen, dem würden sie den Weg aus dem Wald weisen und diese würde unverletzt an Körper und Seele den Wald verlassen können. Anha und Evv selbst hingegen können diesen Weg der Erlösung nicht nehmen. Wer jedoch niederträchtig in seinem Ansinnen und böse in seinem Herzen sei oder nur glaube, er sei dies nicht, dem würden sie einen Weg weisen, der die Verirrten noch tiefer in den Wald führe oder ein Unglück zustoßen lasse.
Deshalb nennen die Leute den großen Wald am Unterlauf des Luneau „Soeurbois“ und so heißt er bis heute. Manche Stämme nannten ihn auch „Foret de Anha“ (später Anforet) oder „Foret de Evv“ (später Evforet). Um Verwechslungen zu vermeiden, einigte man sich darauf, den nördlichen Teil des Soeurbois, das Gebiet um Valbouleau, „Anforet“ zu nennen. Die andere, südliche Hälfte, solle „Evforet“ heißen.
La soeur = Die Schwester / Le bois = Der Wald