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2222:uebernahme_auf_dem_mars [2012/05/01 16:17] markus |
2222:uebernahme_auf_dem_mars [2020/08/12 10:38] |
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- | ====== Übernahme auf dem Mars ====== | ||
- | von Markus Still | ||
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- | Die Personen: | ||
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- | Hauptmann Paul Weller | ||
- | , | ||
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- | Oberleutnant Alexander Merkling | ||
- | , | ||
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- | Leutnant Maximilian Hellberg | ||
- | , | ||
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- | Leutnant Klaus Bernhard | ||
- | , | ||
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- | Leutnant Harald Schwarz | ||
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- | Kapitel 1 - Der Mars | ||
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- | 1 | ||
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- | 1. Januar 2222 - 08:05 Standard-Zeit Erde\\ | ||
- | Tempelmann-Block, | ||
- | Geheimes Sicherheits-Trainings-Center der AMBB Luft? und Raumfahrt A.G.\\ | ||
- | |||
- | Hauptmann Paul Weller betrat die Kantine der Konzern-Sicherheit im 82. | ||
- | Stockwerk und setzte sich an einen der freien Tische am Fenster. In der | ||
- | Ecke lief ein Trideo-Projektor. Es war noch nicht viel los an diesem | ||
- | Neujahrsmorgen. Die meisten Menschen hatten bestimmt bis in die | ||
- | Morgenstunden gefeiert, nicht zuletzt deswegen, weil fast alle ein riesiges | ||
- | Tamtam um die Jahreszahl gemacht hatten. Viermal die Zwei. Weller konnte | ||
- | die Euphorie der Medien nicht teilen, die von der Magie des Augenblicks" | ||
- | sprachen, von Umbruch der Gesellschaft und all den anderen leeren Phrasen. | ||
- | Er bemitleidete auch die religiösen Fanatiker und die intellektuellen | ||
- | Gesellschaftskritiker, | ||
- | |||
- | Vielleicht ist es arrogant", | ||
- | sich überlegen, dass ihn diese Zahl nicht so emotional berührte wie die | ||
- | anderen. | ||
- | |||
- | Vielleicht lag es an der guten Erziehung im Konzern-Kinderhort? | ||
- | Weller war ohne jegliche körperlichen Benachteiligungen zur Welt gekommen. | ||
- | Seine Eltern waren beide bei einem Arbeitsunfall kurz nach seiner Geburt | ||
- | gestorben. Als Jugendlicher hatte er versucht, etwas über die näheren | ||
- | Umstände herauszubekommen, | ||
- | besser als die der meisten anderen Konzernkinder. Es hatte ihm nie an etwas | ||
- | gemangelt. | ||
- | |||
- | Vielleicht lag es auch an seiner besonderen Ausbildung in der | ||
- | Konzernschule. Er wurde im Alter von 16 Jahren mit einem Begabtenstipendium | ||
- | an die Schule der Führungskräfte für Konzern-Sicherheit geschickt. Leistung | ||
- | und Disziplin. Der Konzern hatte seine überdurchschnittlichen Begabungen | ||
- | mit aufwendigen Mitteln gefördert. Abschluß im Alter von 21 Jahren mit | ||
- | Bravur. | ||
- | |||
- | Oder vielleicht lag es an seinem Beruf bei der Konzern-Sicherheit. | ||
- | Zwei Jahre Sicherheits-Ausbildung, | ||
- | kurze Kampfeinsätze im Nahen Osten. Und jetzt? Nicht irgend eine | ||
- | Konzern-Sicherheit, | ||
- | Besondere Verwendung in Krisensituationen. Streng geheim. Alles | ||
- | Einzelkämpfer, | ||
- | Training und beste Ausrüstung. Höchste Präzision und Zuverlässigkeit. Fast | ||
- | so schlagkräftig wie Robot-Einheiten, | ||
- | zäh wie Androiden, aber psychisch stabiler. | ||
- | |||
- | "Wir können die Probleme der Menschheit nicht lösen, indem wir uns | ||
- | durch Maschinen ersetzen lassen." | ||
- | Konzerns." | ||
- | die , | ||
- | Leute und darüber kommt nur noch der Konzern-Rat. Weller hatte Oberst Haid | ||
- | nur einmal vor etwa einem halben Jahr gesehen. Haid war eine charismatische | ||
- | Führungspersönlichkeit. Er strahlte einerseits eine große Gütigkeit aber | ||
- | auch unnachgiebige Strenge aus. Weller wußte im Moment dieses Treffens, | ||
- | dass er sich so unterbewußt immer seinen Vater vorgestellt hatte und war | ||
- | froh, dass er von ihm zur Spezialeinheit geholt worden war. Nein, nicht nur | ||
- | froh, sondern glücklich. Seitdem wurde er mit vier anderen Einzelkämpfern | ||
- | ausgebildet. Der Ausbildungsleiter hieß Wolf, Major Wolf. Und er, Weller, | ||
- | war aufgrund seiner guten Führungsqualitäten und seiner Erfahrung | ||
- | Gruppenführer. | ||
- | |||
- | Nein, 2222 war genauso gut wie jede andere Jahreszahl. Entsprechend | ||
- | normal und zurückhaltend war auch die Feier in kleinem Kreis gestern Nacht | ||
- | abgelaufen. Nur die Leute aus seiner Kampfgruppe, | ||
- | Frauen, mit denen sie hin und wieder etwas Freizeit verbrachten. Kein | ||
- | Alkohol - keine Exzesse - kein Tamtam ... | ||
- | |||
- | Ich wünsche Ihnen ein frohes Neues Jahr, Hauptmann Weller", | ||
- | begrüßte ihn der Kellner. | ||
- | sich fast lautlos genähert und wartete unaufdringlich auf seine Bestellung. | ||
- | |||
- | " | ||
- | jedem anderen Trainingstag, | ||
- | seine Urlaubstage fast wie jeden anderen Tag. Er brauchte keinen Urlaub. | ||
- | Urlaub war etwas für Leute, die mit ihrem Leben eigentlich unzufrieden | ||
- | waren. Weller war zufrieden mit seinem Leben. Er war zufrieden mit dem | ||
- | Konzern. Sein Leben war der Konzern. Das hatte nichts mit Fanatismus zu | ||
- | tun, auch wenn ihn die anderen in der Konzernschule manchmal damit | ||
- | geärgert hatten. Weller fand den Begriff Loyalität in diesem Zusammenhang viel | ||
- | angebrachter. Immerhin war er jetzt bei , | ||
- | anderen Verlierer. | ||
- | |||
- | Kommt sofort." | ||
- | |||
- | Weller sah gelangweilt zum Trideo-Schirm an der Wand. Es lief eine | ||
- | philosophische Talk-Sendung. Der Moderator fragte: Herr Professor, ist ein | ||
- | Mensch überhaupt fähig, seine eigene Entwicklung zu beeinflussen?" | ||
- | angesprochene Mann antwortete: Zweifellos! Unablässig treffen einzelne | ||
- | Individuen intelligente Entscheidungen, | ||
- | verwirklichen. Diese Ziele resultieren oft aus der triebhaften Ausrichtung, | ||
- | das eigene Überleben zu sichern oder die menschliche Population zu | ||
- | vergrößern. Aber viel interessanter ist doch die Frage: Sind die Menschen | ||
- | in ihrer Gesamtheit überhaupt fähig, ihre Entwicklung zu beeinflussen? | ||
- | sie eine Masse von gleichgerichteten, | ||
- | einzelnen, überlegten Handlungen sich eine Art von Gemeinschaftshandlung | ||
- | ergibt, die das Wohl der Menschheit anstrebt?" | ||
- | |||
- | Ein anderer Professor antwortete: Viel wahrscheinlicher ergibt die | ||
- | Summe aller sinnvollen Einzelhandlungen letztenendes nur ein neutrales | ||
- | Rauschen, das zu einem zufälligen Ergebnis führen wird. Die Entwicklung | ||
- | hängt eher von einzelnen Individuen ab, obwohl sie triebhaft gesteuert | ||
- | sind. Also: Ist ein Mensch fähig, die Entwicklung der Menschheit zu | ||
- | beeinflussen?" | ||
- | |||
- | Eine Frage, die nicht so einfach beantwortet werden kann", sagte | ||
- | der Moderator, | ||
- | |||
- | Ständig gibt es geschichtlich relevante Ereignisse, die eine | ||
- | direkte Folge menschlichen Handelns sind. Oft sind es sogar die | ||
- | Entscheidungen weniger Menschen, die zu globalen Veränderungen führen. | ||
- | Manchmal sind die Auswirkungen sogar mehr oder weniger identisch mit dem | ||
- | ursprünglichen Plan. Viele große Taten wurden schon vollbracht. Die tiefer | ||
- | gehende Frage jedoch ist: Haben diese globalen Veränderungen | ||
- | menschheitsgeschichtlicher Entwicklung überhaupt tatsächlichen Einfluß auf | ||
- | die evolutionäre Entwicklung?" | ||
- | |||
- | Was sagen Sie dazu, Hochwürden?" | ||
- | sich dem scharlachrot gekleideten Mann auf der anderen Seite zu. Nun, ich | ||
- | denke, dass wir zuerst klären müssen, was für die menschliche Entwicklung | ||
- | überhaupt erstrebenswert ist." | ||
- | |||
- | Bitte sehr, Herr Hauptmann, Ihr Standard-Frühstück und die 23." | ||
- | sagte der Kellner und stellte das Tablett vor Weller auf den Tisch. | ||
- | |||
- | Weller sah, wie die Eingangstür der Kantine zur Seite glitt und | ||
- | Oberleutnant Merkling eintrat. Er winkte ihm zu. Der Kellner verschwand. | ||
- | |||
- | Merkling war der Pilot seiner Kampfgruppe. Ein zäher Bursche, der | ||
- | einen ähnlichen Lebenslauf hatte wie er und die anderen Gruppenmitglieder. | ||
- | Perfekte körperliche Verfassung, hochbegabt, hervorragend ausgebildet und | ||
- | mit Belobigung abgeschlossen. Die Gruppe bestand ausnahmslos aus Männern, | ||
- | auf die man sich absolut verlassen konnte. | ||
- | |||
- | Merkling setzte sich an den Tisch und winkte dem Kellner. | ||
- | Morgen, Weller. Wie geht es Ihnen?" | ||
- | hoffe, Sie sind heute fit für den Simulator." | ||
- | erwiederte Merkling und bestellte einen Kaffee beim Kellner, | ||
- | ohne Zucker", | ||
- | |||
- | Der Dreiklang der Rundrufanlage ertönte aus einem versteckten | ||
- | Deckenlautsprecher und eine angenehm ruhige Stimme unterbrach ihr Gespräch: | ||
- | Alle Mitglieder von Gruppe 30-14 bitte umgehend in den Schulungsraum. Ich | ||
- | wiederhole: Alle Mitglieder von Gruppe 30-14 bitte umgehend in den | ||
- | Schulungsraum." | ||
- | |||
- | Gruppe 30-14 war Wellers Gruppe. | ||
- | |||
- | " | ||
- | aufsprang. Wenige Sekunden später waren Weller und Merkling auf dem Weg zum | ||
- | Schulungsraum. | ||
- | |||
- | Der Kellner räumte Wellers unberührtes Tablett ab. | ||
- | |||
- | Die Räume, die Korridore, die Aufzüge und Treppenschächte des AMBB | ||
- | Trainings-Centers waren vollständig von Robot-Kameras überwacht. Die | ||
- | elektronischen Augen folgten jedem Benutzer des riesigen Gebäudekomplexes. | ||
- | Implantierte Chipkarten mit Sender übermittelten ständig die Position aller | ||
- | Personen. Intelligente Computer im Herz des Gebäudes speicherten die | ||
- | Informationen, | ||
- | entwenden, etwas verschmutzen oder sogar das Gebäude in Brand setzen, ohne | ||
- | dass die Computer etwas dagegen unternehmen würden. Sabotage war praktisch | ||
- | unmöglich. | ||
- | |||
- | Weller mochte diese Überwachung. Er hatte nichts zu verbergen. Sein | ||
- | Leben stand schon immer im Dienst des Konzerns. Er war stets ein Vorbild | ||
- | für seine Gruppe und erwartete von seinen Leuten auch, dass jeder seine | ||
- | Pflicht vorbildlich erfüllte. | ||
- | |||
- | Als Weller und Merkling den Aufzug erreichten, wartete er schon mit | ||
- | geöffneter Tür. Es war bereits ein anderer Mann drinnen, der nach oben | ||
- | wollte. Die Fahrstuhltür schloß sich hinter den beiden und die Fahrt ging | ||
- | nach unten zum Schulungsraum. Der Computer hatte das selbständig | ||
- | entschieden. Alarmruf geht vor. | ||
- | |||
- | * | ||
- | |||
- | Der Schulungsraum lag unmittelbar neben ihren Unterkünften. Aus diesem | ||
- | Grund waren die anderen drei aus der Kampfgruppe schon anwesend, als Weller | ||
- | und Merkling eintraten. Major Wolf saß am Kopf des großen Konferenztisches. | ||
- | |||
- | Guten Morgen, Major." | ||
- | Merkling ebenfalls an den Tisch. Auf den Monitoren, die vor ihnen in der | ||
- | Tischfläche eingelassen waren drehte sich wie gewohnt das AMBB-Logo ? vier | ||
- | einfache, mächtige Buchstaben, eingefasst von einem dynamischen Oval. | ||
- | |||
- | Schön, dass Sie alle hier sind, meine Herrn." | ||
- | mir im Klaren, dass Sie heute Urlaub haben, aber das ist nicht einer der | ||
- | Alarm-Tests, | ||
- | realen Auftrag von höchster Stelle der Konzernleitung. Sie haben jetzt ein | ||
- | halbes Jahr intensive Ausbildung im Sicherheits-Team , | ||
- | Sie sind auf alle Eventualitäten vorbereitet und mit der Ausrüstung optimal | ||
- | vertraut." | ||
- | |||
- | Weller entging während dieser Worte nicht das zufriedene Grinsen | ||
- | von Leutnant Hellberg, der auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches | ||
- | saß. Er hatte in den letzten Monaten mit drei Ausbildungsspezialisten | ||
- | zusammengearbeitet. Sie hatten Maximilian Hellberg im Bereich | ||
- | Computermanipulation und Elektronik äußerst nützliche Dinge beigebracht. | ||
- | Außerdem hatte er in dieser Zeit zwei Pilotenscheine für seine Aufgabe als | ||
- | Copilot absolviert und sich mit den neusten Feuerleitsystemen kleiner | ||
- | Kampfschiffe vertraut gemacht. Hellberg war zweifellos derjenige in der | ||
- | Gruppe, vor dem Weller den meisten Respekt hatte. Er war unglaublich | ||
- | belastbar und hatte kaum einen Tag unter 10 Stunden Training gehabt, oft | ||
- | auch am Wochenende. Und das Training war in jeder Beziehung hart, das | ||
- | wussten sie alle. | ||
- | |||
- | Wolf fuhr fort: Für alle weiteren Informationen über den | ||
- | bevorstehenden Auftrag gelten natürlich alle Vorschriften wie üblich. An | ||
- | den Computern an ihren Sitzplätzen können Sie unter dem Decknamen | ||
- | , | ||
- | |||
- | Wir schicken Sie auf den Mars, um den Wissenschaftler Prof. Dr. | ||
- | Stark abzuholen. Wie Sie alle wissen, gibt es auf dem Mars einen recht | ||
- | großen Komplex aus Strafvollzugsanstalten, | ||
- | durch einen etwa 10 km breiten Gürtel mit Abwehranlagen von der Außenwelt | ||
- | abgeriegelt ist. Stark ist derzeit in einer der Vollzugsanstalten | ||
- | inhaftiert. Wir haben uns mit unserer Kontaktperson der Anstaltsleitung | ||
- | inoffiziell geeinigt, dass am 16. Januar für die Dauer einer Stunde eine | ||
- | Schneise im Sicherheitsgürtel zum Durchflug für Ihr Shuttle freigegeben | ||
- | wird. Sie werden sich also mit dem bereit gestellten M-Klasse | ||
- | Passagierschiff , | ||
- | des Schiffes auf einem ca. 25 km von den Vollzugsanstalten abgelegenen | ||
- | Flugfeld innerhalb von Convallis Morituri landen und dort Herrn Stark in | ||
- | Empfang nehmen. Er wird Ihnen von zwei Sicherheitskräften übergeben, die | ||
- | mit uns zusammenarbeiten. Im Marsorbit wird ein AMBB-Kreuzer auf Stark | ||
- | warten. Dort endet Ihre Mission mit der Übergabe des Professors. | ||
- | |||
- | Wir erwarten, dass die Mission ohne Zwischenfälle ablaufen wird. | ||
- | Allerdings sollten Sie darauf achten, sich innerhalb der Vollzugsanstalt | ||
- | auf jeden Fall bedeckt zu halten. Achten Sie konsequent auf eine | ||
- | Minimierung ihrer Waffenpräsenz, | ||
- | Widerstand stoßen. Wenden Sie nur Gewalt an, wenn es sich nicht vermeiden | ||
- | lässt. Professor Stark muss unter allen Umständen unversehrt zurückkehren. | ||
- | Er ist von unschätzbarem Wert für die zukünftige Entwicklung unseres | ||
- | Konzerns. | ||
- | |||
- | Sie haben noch etwa drei Stunden Zeit, um sich die Details | ||
- | anzusehen. Pünktlich um 13:00 Ortszeit wird Ihr Shuttle zum Schiff vom Dach | ||
- | des Trainings-Centers abheben. Die verfügbare Ausrüstung wird sich zum | ||
- | Zeitpunkt Ihres Abfluges an Bord der Sciscator-48 befinden. Sie müssen | ||
- | lediglich an Bord gehen und sich in die Tiefschlaftanks begeben. Der Kurs | ||
- | wurde bereits programmiert. Noch Fragen?" | ||
- | |||
- | Niemand hatte Fragen. | ||
- | |||
- | Gut, meine Herrn, dann sprechen wir uns nach erfolgreich abgeschlossener | ||
- | Mission wieder. Hauptmann, ich wünsche Ihnen und ihrer Gruppe viel Glück." | ||
- | Weller nickte. Wolf verabschiedete sich von allen Männern mit einem | ||
- | kräftigen Handschlag und verließ den Schulungsraum. | ||
- | |||
- | Weller schaute in die Runde. Die Männer machten einen ruhigen | ||
- | Eindruck. Aber das täuschte. Sie hatten natürlich alle schon ein paar Jahre | ||
- | Kampferfahrung von der Zeit vor , | ||
- | normale Dienst bei der Konzern-Security war trotzdem nicht vergleichbar mit | ||
- | dem, was sie in Zukunft erwartete. Das Training war abgeschlossen. Jetzt | ||
- | wurde es ernst. | ||
- | |||
- | Oberleutnant Merkling und Leutnant Hellberg waren alte Hasen, 3 | ||
- | bzw. 2 Jahre Einsatzerfahrung in zahlreichen Einsätzen. Beide konnten ihn | ||
- | im Ernstfall vertreten. | ||
- | |||
- | Dann war da noch Leutnant Klaus Bernhard. Er war bisher noch nie im | ||
- | Kampfeinsatz gewesen, aber seine hervorragenden Fähigkeiten als | ||
- | Sprengspezialist und ABC-Waffenexperte werden der Gruppe sicher zugute | ||
- | kommen. Desweiteren hatte er im letzten halben Jahr eine intensive | ||
- | Sanitäts-Ausbildung erhalten. | ||
- | |||
- | Und schließlich Leutnant Harald Schwarz, mit 23 Jahren der Jüngste. | ||
- | Immerhin 5 Jahre Kampferfahrung. Ein Hühne von einem Kerl. Er war zwar auch | ||
- | nur etwa 1,9 m groß wie alle anderen, jedoch recht breit gebaut und wog 110 | ||
- | kg. Er war als Techniker ein wahrer Improvisationskünstler und außerdem | ||
- | besonders trainiert im Gebrauch schwerer Infanterie-Waffen. | ||
- | Kind schon schaukeln, nicht wahr, Boss?" sagte er zu Weller. Er hatte hin | ||
- | und wieder eine etwas lockere Art, die Weller zwar nicht teilte, ihn aber | ||
- | auch nicht störte, da Schwarz stets gute Leistung brachte. | ||
- | verlassen können, Schwarz." | ||
- | noch einiges zu tun, bis unser Shuttle startet. Also an die Arbeit, sehen | ||
- | wir uns die Missions-Details einmal an. ..." | ||
- | |||
- | 8 Minuten vor dem Abflug öffnete sich der Fahrstuhl neben dem | ||
- | Shuttle-Landeplatz auf dem Dach des AMBB-Konzerngebäudes , | ||
- | die fünf Männer der Kampfgruppe , | ||
- | Plattform, des 360 m hohen Gebäudes. Alle trugen Kampfstiefel, | ||
- | reißfeste AMBB-Plastikoveralls und Schildmützen. Allerdings waren weder | ||
- | Abzeichen noch Logos auf der Kleidung, wie das sonst üblich war. | ||
- | |||
- | Die Luft war hier oben nicht ganz so schlecht, wie unten am Boden | ||
- | der Stadt, deshalb hatte jeder nur eine leichte Filtermaske vor Mund und | ||
- | Nase. Auf die Dauer schadete die Luft auch den Augen, aber sie waren ja nur | ||
- | kurz draußen. Sie bewegten sich im Laufschritt auf das bereitstehende | ||
- | Schiff mit dem großen AMBB-Logo zu und zwei Minuten später befanden sich | ||
- | alle an Bord. | ||
- | |||
- | Die beiden Piloten saßen bereits vorne im Cockpit. Der eine grüßte | ||
- | Weller mit einer lockeren Handbewegung. Sie kannten sich flüchtig vom | ||
- | Simulator-Training. Der andere Pilot ließ die Triebwerke hochfahren, | ||
- | während Wellers Gruppe ihre Plätze einnahm. Kurz darauf hob das Shuttle vom | ||
- | Dach ab. Weller sah aus dem Fenster. Der Tempelmann-Block blieb unter dem | ||
- | Shuttle zurück und schrumpfte gemeinsam mit den anderen Mega-Komplexen | ||
- | Münchens scheinbar zusammen, bis die Stadt schließlich nur noch wie ein | ||
- | dunkler, grauer Fleck aussah, von dem zahllose Hauptverkehrsadern | ||
- | ausgingen, wie Wurzeln, die sich in der Ferne verloren. Es sah aus, als | ||
- | wollte sich die Stadt im Boden festkrallen, | ||
- | Vorstellung irritierte, denn auf der Erde gab es ja nur noch Abfallwüsten - | ||
- | ätzend, bakterienverseucht und radioaktiv. | ||
- | |||
- | Früher gab es unzählige Pflanzen und freilebende Tiere auf dem | ||
- | Land. Weller hatte nicht viel davon gehört, aber ein Wissenschaftler in | ||
- | einer Trideo-Sendung hatte einmal behauptet, dass bei weitem die meisten | ||
- | Pflanzen und Tiere bereits ausgestorben waren, bevor man ihren genetischen | ||
- | Code entschlüsseln und archivieren konnte. Es hatte sogar einige Versuche | ||
- | gegeben, ausgestorbene Tierarten zu klonen und wieder anzusiedeln. Keiner | ||
- | dieser Versuche hatte Erfolg, obwohl die Tiere gentechnisch resistenter | ||
- | gemacht wurden. Einige Tiere dieser fehlgeschlagenen Projekte kann man | ||
- | heute noch in exklusiven Zoos begutachten. Dort gibt es eine Vielzahl an | ||
- | Säugetieren von erstaunlicher Form und Farbe. Aber die Vorstellung, | ||
- | diese Wesen einmal die Oberfläche der Erde bevölkert hatten, wirkte | ||
- | befremdend auf sein Weltbild, fast wie die paradiesischen Prophezeihungen | ||
- | einiger Religionen. | ||
- | |||
- | Heute gab es nur noch etliche Insektenarten, | ||
- | die Ratten. Wenn die Spinnen nicht überlebt hätten, wäre die Menschheit | ||
- | ohnehin schon längst an der Überzahl von Insekten zugrunde gegangen. Viele | ||
- | Menschen fürchteten sich vor Spinnen, aber immerhin fraßen sie weder | ||
- | menschliche Nahrung noch die Menschen selbst, was man von Insekten nicht | ||
- | behaupten konnte. Aus diesem Grund gab es auch Firmen, die Spinnen klonten. | ||
- | Kleine, schnelle und insektenhungrige Spinnen, die in jede Ritze krochen | ||
- | und völlig selbstlos den einzigen wirklichen Feind der Menschheit | ||
- | bekämpften, | ||
- | konnte. Kein Gift war so effizient wie ein Container voller Spinnen, und | ||
- | gleichzeitig so ungefährlich für die Menschen. Weller vermutete, dass das | ||
- | Leben in einem intakten Biosystem, wie es noch vor ein paar hundert Jahren | ||
- | auf der Erde existiert hatte, besser war, als in der heutigen Kunstwelt. | ||
- | Sicher war er sich allerdings nicht. | ||
- | |||
- | Das Shuttle entfernte sich weiter von der Erde. Der gewaltige, | ||
- | blaugraue Ball glitt langsam unter ihnen hinweg und gewährte Weller eine | ||
- | wolkenverhangene Sicht auf den europäischen Kontinent und Nordafrika. Er | ||
- | lehnte sich zurück und versuchte, sich zu entspannen. Die anderen Männer | ||
- | taten das auch, witzelten herum oder schauten aus den kleinen Fenstern in | ||
- | die Schwärze des Alls mit seiner immer wieder aufs Neue faszinierenden | ||
- | Sternenpracht, | ||
- | konnte. Die verschmutzte Atmosphäre ließ Himmelsbeobachter mit dem bloßen | ||
- | Auge nur die hellsten Sterne erkennen, und selbst sie flackerten nur | ||
- | stumpf, nicht zu vergleichen mit der strahlend hellen Pracht hier draußen. | ||
- | |||
- | 40 Minuten später kam die , | ||
- | grauer Punkt in Sicht. Das Shuttle begann mit dem abschließenden | ||
- | Bremsmanöver. Der graue Punkt wuchs zu einem regelmäßigen Gebilde aus | ||
- | aneinandergekoppelten, | ||
- | zusammengesetzten Schiffes war der Zentralwürfel mit dem Schiffscomputer, | ||
- | dem Reaktor und den Mannschaftsräumen, | ||
- | Einer mit Laderäumen, | ||
- | Würfel hatten eine Kantenlänge von 8 Metern. Auf der Oberseite des | ||
- | Schiffes, wenn es überhaupt so etwas wie oben und unten hier draußen gab, | ||
- | war ein AMBB-Kampfshuttle verankert. Beide Flugobjekte hatten keine | ||
- | sichtbaren Geschütze. Weller wusste aber bereits aus den | ||
- | Missionsinformationen, | ||
- | Raketenwerfern ausgerüstet war. Er glaubte jedoch nicht, dass sie die | ||
- | Raketen brauchen würden. | ||
- | |||
- | Das Shuttle manövrierte mit dem Heck geradlinig auf den Bug der | ||
- | Sciscator zu, wo sich die Mannschleuse befand und dockte mit einem sanften | ||
- | Ruck an den Standard-Magnetverankerungen des Würfelraumers an. | ||
- | |||
- | Die Gruppe schnallte sich von ihren Liegesitzen los und schwebte | ||
- | zur Schleusentür am Heck des Shuttles. Weller verabschiedete sich von den | ||
- | Piloten. Sie erwiderten seinen Gruß. Die hintere Schleusentür glitt zur | ||
- | Seite und gab jetzt die Sicht auf die Außentür der Schleuse der Sciscator | ||
- | frei. Die Stahltür wies zwei Handauslösehebel auf, die in zwei Kuhlen am | ||
- | oberen und unteren Ende eingelassen waren. Sie konnten im Notfall | ||
- | entriegelt werden, um die Tür mechanisch zu öffnen. Normalerweise wurde die | ||
- | Tür jedoch von internen Motoren geöffnet und geschlossen, | ||
- | ausschließlich, | ||
- | |||
- | Weller hielt den Code-Geber, der seinen Missions-Unterlagen | ||
- | beigelegen hatte, in die Nähe des Sensorfeldes in der Türmitte und | ||
- | aktivierte ihn durch einen kurzen Druck. Der Induktionscode wurde vom | ||
- | Türsensor an den Schiffscomputer weitergegeben, | ||
- | erkannt. Die beiden Türflügel glitten auseinander und gaben den Blick auf | ||
- | den Innenraum der Schleuse frei. Die Männer schwangen sich an Haltegriffen | ||
- | hinein und die äußere Tür schloß sich wieder. | ||
- | |||
- | "Guten Tag, Hauptmann Weller. Ich bin Ariane, das Steuerungssystem | ||
- | der Sciscator-48." | ||
- | Schleuse. | ||
- | wurden bereits gemäß den Direktiven aus Ihrem Auftrag , | ||
- | eingerichtet. Alle anderen Einstellungen sind noch auf Standard. Bitte | ||
- | finden Sie sich für den obligatorischen Abgleich in der Zentrale ein." | ||
- | |||
- | "Hallo Ariane. Wir kommen runter." | ||
- | seinem behandschuhten Zeigefinger über den Öffnungsschalter der inneren | ||
- | Schleusentür, | ||
- | hat Arbeit für uns." | ||
- | |||
- | Die fünf ließen sich durch die Tür treiben und schwebten entlang | ||
- | der zentralen Leiter in den ersten Würfel des Schiffs. Jeder Würfel | ||
- | beinhaltete zwei hintereinander liegende Geschosse, die jeweils aus einem | ||
- | großen, 7 mal 7 Meter messenden Raum bestanden. Im vorderen Raum war die | ||
- | Zentrale mit sechs Pilotenliegen und der Hauptrecheneinheit untergebracht, | ||
- | dahinter lag der Mannschaftsraum mit den sechs Tiefschlaftanks, | ||
- | sie den Hauptteil der Reise verbringen sollten. | ||
- | |||
- | Die fünf Männer statteten sich mit den Headsets aus, die in der | ||
- | Zentrale bereitlagen. Die komfortablen Funkgeräte beinhalteten spezielle | ||
- | Kehlkopfmikrofone, | ||
- | Übertragungseinheiten. Innerhalb einiger hundert Meter konnte man sich mit | ||
- | den Geräten zuverlässig verständigen, | ||
- | Hintergrundgeräuschen während eines Feuergefechts. | ||
- | |||
- | Weller, Merkling und Hellberg nahmen in den Kontrollliegen der | ||
- | Zentrale platz und schnallten sich fest. Hauptmann Weller begann mit der | ||
- | Abgleichung des Systems. Merkling überprüfte die navigatorischen Daten für | ||
- | den Flug zum Mars und Hellberg ließ den Hauptrechner zahlreiche | ||
- | Testroutinen durchgehen, um die einwandfreie Funktion aller an Bord | ||
- | befindlichen, | ||
- | einige zusätzliche Änderungen ihrer Systemeinstellungen. Die Sciscator-48 | ||
- | erwachte zum Leben. | ||
- | |||
- | Leutnant Bernhard schwebte in den hinteren Raum, um die | ||
- | Tiefschlaftanks zu inspizieren. Die sechs neuentwickelten PMT12-Tanks von | ||
- | AMBB waren erst vor wenigen Tagen eingebaut worden, ihre gewölbten | ||
- | Stahlpanzerdeckel glänzten hell im Schein der Raumbeleuchtung. Bernhard | ||
- | empfand immer eine gewisse Ehrfurcht vor diesen Geräten. Sie stellten in | ||
- | der lebensfeindlichen Leere des Weltraumes eine Insel der ultimativen | ||
- | Sicherheit dar. Sie schützten ihren menschlichen Inhalt nicht nur vor | ||
- | Alterung und Degeneration während längerer Raumflüge, diese Ausführungen | ||
- | beinhalteten auch hochwertige medizinische Analyse- u | ||
- | nd Therapiegeräte. Ihre Außenhülle war gegen mechanische Einwirkungen so | ||
- | wiederstandsfähig wie ein gepanzertes Fahrzeug und nicht zuletzt | ||
- | funktionierten die wuchtigen Sarkophage völlig autark als Überlebenskapsel. | ||
- | Bernhards Gesicht spiegelte sich auf dem kalten Stahl des ersten | ||
- | Schlaftanks wieder, als er sich über den integrierten Computer am Fußende | ||
- | beugte. Er nahm in seiner Funktion als Sanitäter der Kampfgruppe einige | ||
- | Einstellungen vor. | ||
- | |||
- | Leutnant Schwarz ließ sich an Bernhard vorübertreiben, | ||
- | das Verbindungsschott zum zweiten Würfel und öffnete es durch einen kurzen | ||
- | Druck auf den daneben befindlichen, | ||
- | angewiesen, nach hinten zu gehen und eine Überprüfung der Ausrüstung im | ||
- | Laderaumwürfel durchzuführen. Jetzt schwebte er in den ersten der beiden | ||
- | Laderäume. Es war deutlich kühler hier hinten, eine dünne Schicht von | ||
- | Eiskristallen lag auf den Wänden ringsum. Schwarz hatte sich für die | ||
- | Inventur ein Computerpad und einen Lesestift mitgenommen. Er öffnete alle | ||
- | Kisten nacheinander. Mit dem Stift fuhr er jeweils über die Kennchips auf | ||
- | dem Kistendeckel und verglich den Inhalt mit der Anzeige auf dem Pad. | ||
- | |||
- | Es gab fünf große Kisten, in denen sich ihre leicht gepanzerten | ||
- | Kampfanzüge befanden. Sie würden sie erst auf dem Mars benötigen. Es gab | ||
- | eine Kiste mit fünf Profi" | ||
- | Das war die Standardbewaffnung der AMBB-Kampfeinheiten. Außerdem lag | ||
- | dahinter noch eine Kiste mit einer fabrikneuen , | ||
- | hergestellten Maschinengewehr. Er öffnete die Schnappverschlüsse an der | ||
- | Seite und hob den Deckel hoch. Das dunkel glänzende Gewehr hing in seiner | ||
- | Halterung in der Kiste. Es war noch in einer schützenden Klarsichtfolie | ||
- | eingeschweißt. Schwarz war an dieser Waffe besonders intensiv ausgebildet | ||
- | worden. Die Walküre war eine sehr effektive Infanteriewaffe mit schneller | ||
- | Schussfolge, | ||
- | leicht gepanzerten Zielen einsetzbar war. | ||
- | |||
- | Etwa zwei Stunden später waren alle Checks beendet und die Männer begaben | ||
- | sich in die Tiefschlaftanks. Bernhard war zwar hauptsächlich als | ||
- | Spreng-Spezialist in der Gruppe, aber auch in der Funktion des Sanitäters. | ||
- | Er hatte etliche Kurse zur Bedienung von medizinischen Geräten absolviert | ||
- | und bereitete nun alles Notwendige für den zweiwöchigen Tiefschlaf vor. Er | ||
- | kontrollierte alle Injektionsverbindungen, | ||
- | Schlafphase mit allem lebenswichtigen Substanzen versorgten und warf einen | ||
- | Blick auf die Monitore, um zu sehen, ob die Lebensfunktionen korrekt | ||
- | aufgezeichnet wurden. Schließlich zog er sich aus und legte sich selbst in | ||
- | einen der Tanks. Nachdem er sich überall angeschlossen hatte, senkte sich | ||
- | der Deckel mit einem hydraulischen Surren. Er hörte noch das leise Klacken | ||
- | der Schließmechanik, | ||
- | spürte, wie das Anästhetikum eine angenehme Kühle in seinen Körper | ||
- | verbreitete und ihn immer mehr lähmte. Schließlich senkte sich die | ||
- | künstliche, | ||
- | Wahrnehmung. | ||
- | |||
- | Der Schiffscomputer analysierte ständig alle Daten, die ihm seine | ||
- | zahlreichen Sensoren lieferten. So entging ihm natürlich nicht, dass sich | ||
- | schließlich auch Leutnant Bernhards Lebensfunktionen auf Tiefschlafniveau | ||
- | abgesenkt hatten und aktivierte das Flugprogramm, | ||
- | befohlen hatte. Wäre an Bord jetzt noch ein Mensch bei Bewußtsein gewesen, | ||
- | hätte er den leichten Ruck der Triebwerkszündung und die nachfolgende | ||
- | Schwerkraft spüren können, die durch die einsetzende Beschleunigung | ||
- | entstand. Innerhalb der nächsten zwei Tage würden die Triebwerke gut ein | ||
- | Drittel des Treibstoffes verbrennen, um das Schiff auf eine Geschwindigkeit | ||
- | von etwa 150 km pro Sekunde zu beschleunigen. Mit dieser Geschwindigkeit | ||
- | würde es etwa 10 Tage lang durchs All treiben und schließlich zwei weitere | ||
- | Tage und ein weiteres Drittel des Treibstoffes für das Bremsmanöver | ||
- | benötigen. | ||
- | |||
- | Doch im Moment hatte die Sciscator noch die 160 Millionen Kilometer | ||
- | zum Mars vor sich. Die vier Triebwerke brannten gleichmäßig und alle | ||
- | Passagiere schliefen - bis auf einen: der Aeopile G10 Bordcomputer , | ||
- | verrichtete seine Routineaufgaben. | ||
- | |||
- | 2 | ||
- | |||
- | 15. Januar 2222 - 23:16 Standard-Zeit Erde\\ | ||
- | AMBB-Modulschiff der M-Klasse Sciscator-48" | ||
- | im Verzögerungs-Anflug auf den Mars\\ | ||
- | |||
- | Plötzlich wurde sich Bernhard bewußt, dass er wach war. Über ihm befand | ||
- | sich der hochgeklappte Deckel des Schlaftanks. ,Wo bin ich?', dachte er. Er | ||
- | hatte Kopfschmerzen. Er wollte sich bewegen. Seine Gelenke waren wie | ||
- | eingefroren. Das Vibrieren und Dröhnen laufender Triebwerke drang wie ein | ||
- | Schleier zu ihm durch. Er bekam eine leichte Panik, bis langsam in sein | ||
- | Bewußtsein sickerte, dass er im Tiefschlaf gewesen war. Er erinnerte sich | ||
- | an die Tiefschlaftests während des Trainings auf der Erde, was seine | ||
- | Situation sofort besser erscheinen ließ. Die Tests waren grauenhaft. Das | ||
- | Erwachen aus dem Tiefschlaf war meistens verbunden mit starken Schmerzen im | ||
- | gesamten Körper, Schüttelfrost, | ||
- | Nach dem ersten Tiefschlaf hatte er zwei Tage lang Probleme. Die Tanks an | ||
- | Bord der Sciscator waren besser ? neuste Cryo-Technologie, | ||
- | wirksamen Medikamenten. Er würde sich noch ein paar Stunden mürbe fühlen, | ||
- | danach sollten die Auswirkungen abgeklungen sein. Was sich allerdings nicht | ||
- | von selbst legen würde, war die Müdigkeit nach einem Tiefschlaf. Das Wort | ||
- | war im eigentlichen Sinn irreführend, | ||
- | während dieser Zeit sehr schlecht. Man fühlte sich, als wäre man schon zu | ||
- | lange wach. Anregende Medikamente beim Erwachen sorgten natürlich dafür, | ||
- | dass dieses Gefühl fast verschwand, aber das Schlafbedürfniss war dadurch | ||
- | nur aufgeschoben. | ||
- | |||
- | Bernhard erwachte nun zum ersten Mal im Weltraum aus dem | ||
- | Tiefschlaf, genau wie alle anderen Besatzungsmitglieder. Er fühlte sich | ||
- | leichter als auf der Erde, die künstliche Schwerkraft an Bord des Schiffes, | ||
- | die durch das Bremsmanöver entstand, war nur etwa halb so groß. Sein Arm | ||
- | brannte, als er die Hand auf den Rand des Tanks legte, um sich | ||
- | hochzuziehen. Neben ihm saß Weller in seinem Tank. Bernhard schaute ihn an | ||
- | und wollte etwas sagen, aber es kam nur ein röchelndes Husten aus seiner | ||
- | Kehle. Schwarz war der einzige, der schon aufgestanden war. Er saß auf dem | ||
- | Boden und machte die Dehnübungen, | ||
- | Muskeln waren zwar trotz der langen Ruhezeit nicht geschwunden, | ||
- | regelmäßigen Intervallen automatisch einem elektro-induktiven Training | ||
- | unterzogen worden waren, aber Gelenke und Sehnen litten durch die lange | ||
- | Bewegungslosigkeit dennoch. Bernhard entfernte die Induktions-Elektroden | ||
- | und auch alle anderen Kanülen und Schläuche von seinem Körper. Dann erhob | ||
- | er sich unsicher aus seinem Tank und zog seinen grauen Overall an. | ||
- | |||
- | * | ||
- | |||
- | Wenig später saßen Bernhard, Schwarz und Hellberg auf den aus der | ||
- | Wand herausklappbaren Sitzen neben ihren Schlaftanks und aßen. Kaum einer | ||
- | sprach ein Wort. Hellberg riß einen faden Witz. Niemand lachte. | ||
- | |||
- | Weller und Merkling waren, ohne etwas zu essen, gleich in die | ||
- | Zentrale hinauf gegangen und verschafften sich nach ihrer vierzehntägigen | ||
- | Untätigkeit einen ersten Überblick. Beide lagen angeschnallt in ihren | ||
- | Kontrollsesseln. | ||
- | |||
- | Ich grüße Sie, Hauptmann Weller und Oberleutnant Merkling. Wie | ||
- | fühlen Sie sich?" meldete sich Arianes Stimme aus dem Lautsprecher. | ||
- | |||
- | "Hallo Ariane, es geht uns gut." Sagte Weller. | ||
- | Bericht aller Besonderheiten der letzten zwei Wochen und informiere mich | ||
- | über den Missions-Status." | ||
- | |||
- | Es gab keine Besonderheiten, | ||
- | Flugmanöver wurden wie geplant durchgeführt. Wir befinden uns zur Zeit im | ||
- | Verzögerungs-Anflug auf unsere planmäßige Schlüsselposition im fernen | ||
- | Marsorbit. Wir werden sie in 285 Minuten erreicht haben. Die standardmäßige | ||
- | Kurskorrektur für die stabile Umlaufbahn ist von mir bereits errechnet | ||
- | worden. Ich bitte um ihre Freigabe." | ||
- | |||
- | Alles klar, Ariane", | ||
- | Schirm." | ||
- | Überprüfung. Eine halbe Stunde später war er fertig und gab das | ||
- | Kursprogramm frei. | ||
- | |||
- | In der Zwischenzeit warf Weller den ersten Blick auf den Mars. Es | ||
- | war natürlich nur eine Aufnahme einer der zahlreichen Außenkameras, | ||
- | das Schiff hatte keine Fenster. Die Aufnahme war etwas schlecht, weil die | ||
- | Kamera knapp am Leuchtfeuer des Triebwerkes vorbei filmte, denn das Schiff | ||
- | hatte zum Abbremsen seine Triebwerke in Richtung Mars gewandt. Dennoch | ||
- | konnte man den kleinen, rötlichen Ball deutlich erkennen. Weller zoomte ihn | ||
- | heran, so dass er fast den ganzen Monitor ausfüllte. Er hatte dieses Bild | ||
- | schon oft gesehen, aber niemals zuvor hatte es eine solche Bedeutung für | ||
- | ihn gehabt. Es schien eine unbestimmte Bedrohung von diesem Planet | ||
- | auszugehen, die seinen Blick für kurze Zeit gefangen hielt. | ||
- | |||
- | Nach und nach hatte sich auch die übrige Mannschaft in der Zentrale | ||
- | eingefunden. Den Männern blieb noch etwa vier Stunden Zeit, bis sie den | ||
- | Orbit erreichten. während dieser Zeit dauerte das Bremsmanöver noch an und | ||
- | erzeugte eine leichte Schwerkraft an Bord. Sobald sich das Schiff im Orbit | ||
- | befinden würde, wäre an Bord wieder Schwerelosigkeit. Aus diesem Grund | ||
- | wollte Weller die Zeit für ein paar Vorbereitungen nutzen, denn sicherer | ||
- | Boden unter den Füßen sorgte für eine gewohnte Umgebung bei den meisten | ||
- | normalen Tätigkeiten. | ||
- | |||
- | Die fünf Männer stiegen entlang der zentralen Leiter hinunter in | ||
- | den Frachtraum und öffneten die Kisten mit den Panzeranzügen. | ||
- | |||
- | Meine Herren, legen Sie jetzt jeder ihren persönlichen Druckanzug | ||
- | an." begann Weller. | ||
- | Schutz vor allen Gefahren, die hier draußen im Weltraum und unten auf der | ||
- | Marsoberfläche drohen. Achten Sie beim Anlegen vor allem darauf, dass der Schließfalz an der Seite | ||
- | korrekt geschlossen ist. Wenn nicht, bekommen sie ein rotes Fehlersignal | ||
- | auf der Helminnenseite eingeblendet, | ||
- | angelegt haben und Druck herstellen. Wir werden das jetzt alle testweise | ||
- | durchführen. Für die nachfolgenden Aufgaben auf dem Mars werden wir die | ||
- | Rucksäcke aber nicht benötigen. Wir benutzen nur leichtes Gepäck mit den | ||
- | Gasfiltern. Die Filter befinden sich in dieser Folienpackung." | ||
- | auf ein kleines, gelbes Packet, das an der Brust jedes Anzuges klebte, riß | ||
- | es auf und steckte den darin befindlichen, | ||
- | Lufteinlassöffnung an seiner Helmseite. | ||
- | |||
- | Kurze Zeit später standen alle in den Panzeranzügen da. Die | ||
- | Helmscheiben waren von außen mattschwarz und ließen keine Gesichter | ||
- | erkennen. Jeder hatte ein persönliches Erkennungszeichen an der | ||
- | Helmvorderseite und auf den Schultern. Sie legten die Überlebensrucksäcke | ||
- | an und führten den Drucktest durch. | ||
- | drei Tage." fuhr Weller über Helmfunk fort Von den beiden | ||
- | Sauerstoffflaschen muss alle vier Stunden eine ausgetauscht werden." | ||
- | führte es kurz vor. Danach legten sie die klobigen Rucksäcke wieder ab, | ||
- | behielten die Panzeranzüge jedoch an. | ||
- | |||
- | Weller fuhr fort: Jeder von Ihnen bekommt eine AMBB , | ||
- | Tragen Sie die Pistole ab sofort jederzeit bei sich. Sie können Sie am | ||
- | Gürtel des Anzuges tragen. Die Waffen sind auf uns fünf Gruppenmitglieder | ||
- | personalisiert. Wenn ein Fremder die Waffe in seinen Besitz bringt, sperrt | ||
- | die Abzugsautomatik, | ||
- | jeder zwei Magazine mit jeweils 10 Schuss. Sie kennen die Prozedur ja | ||
- | bereits. Leutnant Schwarz, geben Sie Waffen und Munition an alle aus." | ||
- | |||
- | Die restliche Zeit bis zur Abschaltung der Triebwerke wurde zur | ||
- | Fertigmachung des Shuttles genutzt. Die Bodenseite des Shuttles war an der | ||
- | Seite der Sciscator angedockt. Man konnte durch eine breite Frachtluke von | ||
- | einem Schiff zum anderen hinüberwechseln. Merkling und Hellberg nahmen auf | ||
- | den beiden Pilotensitzen Platz und gingen die geplante Marslandung noch | ||
- | einmal theoretisch durch. Anschließend flogen sie das komplette Manöver | ||
- | unter Simulationsbedingungen und analysierten anhand des Kartenmaterials | ||
- | Gefahrenquellen bei der Landung und stimmten vor allem das Timing ab, da es | ||
- | für den Hin- und Rückflug durch die Sicherheitszone des Gefängnisses nur | ||
- | ein Zeitfenster von einer Stunde gab. Beide waren vorher noch nie auf dem | ||
- | Mars gelandet. Allerdings war das nicht erheblich, da das Shuttle mit | ||
- | Unterstützung seines Bordcomputers flog. | ||
- | |||
- | Bernhard überprüfte die medizinische Ausrüstung des Shuttles, die | ||
- | lediglich aus einem Arztkoffer bestand. Da er noch genügend Zeit hatte, beschloss er, Schwarz bei der Überprüfung der sicherheitstechnischen | ||
- | Ausrüstung zu helfen. Es gab zahlreiche Brandbekämpfungseinrichtungen und | ||
- | einige Not-Sprengeinrichtungen wie Schleudersitze oder die Frachtluke, die | ||
- | im Fall eines vollständigen technischen Versagens die schnelle Evakuierung | ||
- | des Shuttles sicherstellten. | ||
- | |||
- | Der einzige, der nicht an Bord des Shuttles zu tun hatte, war | ||
- | Weller. Der Hauptmann saß in der Zentrale der Sciscator und ging zusammen | ||
- | mit Ariane die Routine zur Konservierung des Schiffes durch. während die | ||
- | Kampfgruppe mit dem Shuttle zum Mars flog, musste die Sciscator ihren | ||
- | stabilen, orbitalen Kurs halten, und wenn sie von offizieller Seite | ||
- | angesprochen wurde, mit einem Standard-Funkspruch antworten. Auch für den | ||
- | unwahrscheinlichen Fall eines drohenden Zusammenstoßes mit anderen | ||
- | Flugobjekten wurde ein Ausweichkurs und ein alternativer Rendezvous-Punkt | ||
- | festgelegt. | ||
- | |||
- | Zehn Minuten vor Abschaltung der Triebwerke kehrten alle | ||
- | Besatzungsmitglieder in die Zentrale der Sciscator zurück, nahmen in den | ||
- | Liegesesseln Platz und schnallten sich an. Das Gefühl der Schwerelosigkeit | ||
- | war allen von zahlreichen Orbitalflügen um die Erde bekannt, aber das kurz | ||
- | aufkeimende Übelkeitsgefühl beim Übergang blieb auch bei erfahrenen | ||
- | Astronauten. Das unterschwellige Brüllen und Vibrieren der arbeitenden | ||
- | Haupttriebwerke, | ||
- | hatte, verebbte. Die Sciscator führte mit den Korrekturdüsen noch zwei | ||
- | kurze Manöver aus, dann glitt sie auf ihrer Kreisbahn fast lautlos dahin. | ||
- | Lediglich das leise Rauschen der Luftumwälzung war im Schiff zu hören. Die | ||
- | Männer blieben weitere 5 Minuten angeschnallt sitzen, wie es beim Übergang | ||
- | der Schwerkraftverhältnisse vorgeschriebenen war. | ||
- | |||
- | "Alles klar, Hauptmann. Sieht so aus, als wären wir da." sagte | ||
- | Oberleutnant Merkling, nachdem er die Triebwerke vollständig deaktiviert | ||
- | hatte. | ||
- | |||
- | " | ||
- | wäre damit fast beendet. Schwarz, schnappen Se sich Bernhard und verladen | ||
- | Sie noch die Waffen- und Munitionskisten ins Shuttle. Wenn Sie das erledigt | ||
- | haben, ist die Vorbereitungsphase abgeschlossen. Wir haben ab jetzt noch | ||
- | sechs Stunden Ruhezeit. Ich denke, die können wir alle gut gebrauchen." | ||
- | |||
- | Schwarz und Bernhard schwebten in den Frachtraum. Es war leicht, | ||
- | die Kisten bei Schwerelosigkeit ins Shuttle zu verfrachten. Eine halbe | ||
- | Stunde später waren die Frachtstücke fein säuberlich im Bauch des Shuttles | ||
- | verstaut und verankert. Dann schliefen auch sie. | ||
- | |||
- | 3 | ||
- | |||
- | 16. Januar 2222 - 11:25 Standard-Zeit Erde\\ | ||
- | AMBB-Kampf-Shuttle im Landeanflug auf den Mars\\ | ||
- | |||
- | Die fünf Männer der Kampfgruppe , | ||
- | Kampf-Shuttle ein. Merkling saß auf dem Pilotensitz, | ||
- | dahinter auf dem Copilotensitz und weiter hinten im Cockpit saß Weller. Er | ||
- | übernahm hier im Shuttle den Kommunikationsplatz. Bernhard und Schwarz | ||
- | saßen auf Notsitzen im Frachtraum. Auf ihren Helmscheiben spiegelten sich | ||
- | die neben ihnen verankerten Waffen- und Munitions-Kisten wieder. | ||
- | |||
- | Ein Ruck ging durch das Shuttle, als es von der Sciscator-48 | ||
- | abgekoppelt wurde. Merkling beobachtete durch die gepanzerte | ||
- | Cockpitscheibe, | ||
- | befand sich der Mars. Er wandte ihnen im Moment die Nachtseite zu, ihr | ||
- | Zielpunkt lag auf der anderen Seite. Als der Sicherheitsabstand zur | ||
- | Sciscator erreicht war, gab er langsam Schub und ließ das Shuttle in | ||
- | flachem Winkel auf die Marsoberfläche zufallen. Er sah die Sonne aufgehen, | ||
- | als sie den Schatten des Planeten verließen. Ein großartiger Anblick. | ||
- | Früher, auf der Erde, hatte er sich oft gewünscht, solche Momente erleben | ||
- | zu können. | ||
- | |||
- | Gerade der Mars mit seinem fortgeschrittenen Terraforming-Projekt | ||
- | war ein Planet mit Zukunft. Er war das Symbol der Hoffnung auf ein besseres | ||
- | Leben einer ganzen Generation. Viele Menschen auf der Erde bemühten sich | ||
- | vergeblich um eine Siedlungsgenehmigung auf dem Mars, denn die | ||
- | Einreisebedingungen waren sehr anspruchsvoll und stark limitiert. | ||
- | |||
- | Die einfachste Möglichkeit, | ||
- | noch die Kriminalität. Ganze Heerschaaren von Schwerverbrechern mit guter | ||
- | körperlicher Konstitution wurden als Arbeitssklaven auf den Mars | ||
- | verfrachtet. Sie schufteten bei den großen Terraformern im Convallis | ||
- | Morituri, auch Station 8 genannt. Offiziell nannte man das dann | ||
- | Resozialisierungsprojekte. Es war aber inzwischen an die Öffentlichkeit | ||
- | gedrungen, dass nur Vorzeigegefangene jemals wieder auf freien Fuß kamen. | ||
- | Der große Rest von Gefangenen war nach wenigen Jahren härtester Arbeit in | ||
- | der dünnen Marsatmosphäre am Ende ihrer physischen Kräfte, oder gehörte | ||
- | sowieso zu der Sorte von Gefangenen, die niemals wieder frei sein würden. | ||
- | Alles in allem konnte man getrost sagen, dass das Flugziel der fünf Männer | ||
- | die unterste Ebene menschlichen Daseins im ganzen Sonnensystem darstellte. | ||
- | 1,5 Millionen Menschen fristeten dort ihr trostloses Leben. | ||
- | |||
- | ,Aber was kümmert mich das?' dachte Merkling und zog die Maschine | ||
- | tiefer. Das Shuttle schoss jetzt wenige hundert Meter über der | ||
- | Marsoberfläche dahin. Der Flug war schon vor einigen Tagen angemeldet | ||
- | worden und wenn sie sich von den drei großen Ballungszentren fern hielten, | ||
- | war eine genauere Flugkontrolle sehr unwahrscheinlich. | ||
- | |||
- | Der Mars war bedeutend kleiner als die Erde und deshalb war auch | ||
- | die Schwerkraft auf der Oberfläche nur etwa ein Drittel so hoch. Riesige | ||
- | Bergmassive zogen an ihnen vorüber, viel höher, steiler und mächtiger als | ||
- | Berge auf der Erde mit ihrer hohen Schwerkraft jemals werden konnten. | ||
- | |||
- | Kurz darauf hatten sie ein enges Tal am Rand ihrer | ||
- | Durchflugschneise des Sicherheitsstreifens erreicht. | ||
- | paar Minuten Zeit. Ich gehe dort drüben im Schatten des Berges in | ||
- | Warteposition." | ||
- | gigantischen Gebirgshänge langsam dahin. Die schroffen, rotbraunen Felswände machten einen unwirklichen Eindruck. Nach drei Minuten brachte | ||
- | Merkling das Shuttle wieder auf Kurs und steuerte in Richtung | ||
- | Sicherheitsstreifen. | ||
- | |||
- | Gleich werden wir ja sehen, ob das auch kein Missverständnis war." | ||
- | meinte Hellberg scherzhaft. | ||
- | |||
- | Aktivieren Sie die Waffensysteme des Shuttles, Hellberg." | ||
- | Weller | ||
- | |||
- | " | ||
- | |||
- | Das Shuttle glitt über zahlreiche in den Fels hinein gebaute | ||
- | Abwehranlagen hinweg. Alles war ruhig. | ||
- | |||
- | Ich bekomme am Boden jede Menge kleinerer Ortungs-Signale. Das | ||
- | sind Dutzende, man kann aber gar nichts sehen." | ||
- | |||
- | Das sind Jagd-Robots des Todesstreifens. Sie haben sich im Sand | ||
- | eingegraben. Sie erwachen, sobald sich ihnen Bodenziele nähern." | ||
- | Weller. Keine Gefahr für uns." | ||
- | |||
- | Das Tal wurde im Verlauf des Fluges immer breiter und schließlich | ||
- | wichen die Felsen zu ihren Seiten einer weiten, flachen Ebene, die sich | ||
- | einige hundert Kilometer in alle Richtungen erstreckte. Zweifellos hatten | ||
- | sie den Sicherheitsstreifen passiert und befanden sich im Inneren von | ||
- | Station 8, dem berüchtigten Gefängnis. Die Sichtweite lag etwa bei 500 | ||
- | Metern, denn der Wind trug viel Marssand mit sich. Merkling und Hellberg | ||
- | orientierten sich aber an ihrem Navigationssystem und waren nicht auf die | ||
- | Sichtung von Geländemerkmalen angewiesen. Sie änderten nun die Flugrichtung | ||
- | und steuerten in Richtung des ehemaligen Flugfeldes Ost. Das war ein | ||
- | abgelegener Landeplatz für Senkrechtstarter und Kleinflugzeuge mit einem | ||
- | kleinen Gebäudekomplex und unterirdischem Treibstofflager. Nach ihren | ||
- | Informationen waren die Anlagen seit über einem Jahr nicht mehr in Gebrauch | ||
- | und eigneten sich hervorragend für die unbeobachtete Übergabe des | ||
- | Professors. | ||
- | |||
- | " | ||
- | Uhr." verkündete Hellberg. | ||
- | |||
- | " | ||
- | für die Landung in 3 Minuten. Merkling, drehen Sie eine weite Schleife über | ||
- | dem Areal und leiten Sie die Landung auf dem Flugfeld ein." Das Shuttle | ||
- | drehte leicht ab und flog einen zwei Kilometer weiten Bogen um das vom Sand | ||
- | halb zugewehte Flugfeld. Der Gebäudekomplex daneben bestand aus einem etwa | ||
- | 30 Meter hohen Tower, einem einstöckigen Gebäude und einer Flugzeughalle. | ||
- | Neben den Gebäuden standen alte Frachtkisten, | ||
- | Zwei Fahrzeugwracks standen vor der Halle und eine Müllkippe befand sich | ||
- | hinter dem flachen Gebäude. Ein halb verrotteter, | ||
- | Maschendrahtzaun zog sich in zweihundert Metern Abstand um das Flugfeld und | ||
- | die Gebäude. Niemand war zu sehen. | ||
- | |||
- | Das Shuttle kehrte zurück. Merkling brachte es über dem Flugfeld in | ||
- | Position. Das Shuttle verlor jetzt langsam an Höhe. Als der nach unten | ||
- | gerichtete Triebwerksstrahl auf das Flugfeld traf, wurde der Sand | ||
- | tonnenweise hochgewirbelt und das Shuttle verschwand in einer rötlichen | ||
- | Staubwolke. | ||
- | |||
- | " | ||
- | Bewegungsorter sind völlig tot!" | ||
- | |||
- | Das Shuttle setzte weich auf. | ||
- | |||
- | " | ||
- | aufgewirbelten Sand nicht gebrauchen!" | ||
- | |||
- | "Ich hoffe, wir bekommen nicht allzu viel von dem Dreck in die | ||
- | Ansaugschächte. Das könnte beim Sart Probleme geben." | ||
- | |||
- | Die Triebwerke verstummten und der Staub verzog sich schwerfällig | ||
- | mit dem Wind. Kurz darauf konnten die Männer sehen, wie sich ein | ||
- | Polizeiwagen näherte. Es war ein blau-weißer Kleintransporter mit der | ||
- | großen orangefarbenen 8 auf dem Dach. Die 8 stand für ,Station 8' und | ||
- | befand sich auf den meisten Fahrzeugen der Vollzugsanstalt. | ||
- | |||
- | Der Wagen hielt an, als er die entfernte Umzäunung des Flugfeldes | ||
- | erreicht hatte. Die Beifahrertür ging auf. Ein Polizist und ein weiterer | ||
- | Mann stiegen aus. Der Polizist winkte mit einer Hand zum Shuttle herüber, | ||
- | in der anderen trug er ein Schrotgewehr. Auf dem herangezoomten Kamerabild | ||
- | konnte Weller erkennen, dass es sich bei dem zweiten Mann offensichtlich um | ||
- | Stark handeln musste. | ||
- | |||
- | " | ||
- | |||
- | "Sie und Merkling bleiben auf jeden Fall an Bord. Ich wickle mit | ||
- | Schwarz und Bernhard die Übernahme des Professors ab." sagte Weller und verschwand durch die Cockpit-Tür nach hinten in den Frachtraum. | ||
- | |||
- | " | ||
- | Polizeiwagen hinübergehen. Sie schnappen sich ein Sturmgewehr und sichern | ||
- | auf halber Strecke." | ||
- | |||
- | Schwarz betätigte den Öffnungsknopf für die Frachtluke und die | ||
- | Rampe fuhr mit hydraulischem Surren nach unten bis ihr Rand auf dem | ||
- | Flugfeld aufsetzte. Weller verließ das Shuttle im Laufschritt. Bernhard | ||
- | folgte ihm. | ||
- | |||
- | Schwarz verließ zwanzig Sekunden später das Shuttle. Er lud im | ||
- | Gehen das , | ||
- | normalem Marschtempo. Er hatte das Gewehr im Anschlag und beobachtete | ||
- | aufmerksam die Umgebung. | ||
- | |||
- | Weller und Bernhard erreichten den Drahtzaun. Es gab überall große | ||
- | Löcher, durch die man problemlos hindurchsteigen konnte. Dahinter stand der | ||
- | Polizeiwagen. Durch die halb verspiegelte Frontscheibe konnte man den | ||
- | Fahrer sehen. Der Polizist neben dem Fahrzeug trug eine Atemschutzmaske und | ||
- | eine Kugelweste. Auf dem Kopf hatte er einen Halbhelm mit Visier. Sein | ||
- | Gewehr hatte er umgehängt und kam jetzt ein paar Schritte auf Weller zu. | ||
- | Mit der einen Hand führte er Stark, dessen Hände mit Handschellen gefesselt | ||
- | waren. Auch er trug eine Atemschutzmaske gegen den Staub und eine große | ||
- | Schutzbrille. | ||
- | |||
- | "Guten Tag. Wieviele Besucher-Ausweise benötigen Sie für Ihren | ||
- | Aufenthalt." | ||
- | Missions-Unterlagen entnommen hatte. "Nicht nötig, wir möchten nur ein paar | ||
- | Worte mit dem Professor wechseln." | ||
- | Erkennung über den Lautsprecher seines Anzuges. | ||
- | |||
- | Der Polizist beugte sich leicht zum Professor, um dessen | ||
- | Handschellen zu öffnen. | ||
- | |||
- | " | ||
- | Schwarz über Funk. "Zwei bewaffnete Personen am Erdgeschoßfenster." | ||
- | |||
- | Im selben Moment hörte Weller, wie mehrere Automatikwaffen aus dem | ||
- | Gebäude feuerten. Der Polizist vor ihm wurde am Hals getroffen und von der | ||
- | Wucht eines weiteren Treffers umgeworfen. Professor Stark sank in sich | ||
- | zusammen. | ||
- | |||
- | " | ||
- | rufen. | ||
- | |||
- | Weller wirbelte herum und ließ sich flach zu Boden fallen. Er zog | ||
- | im Fall seine , | ||
- | Gebäude ab. Neben ihm lag Bernhard am Boden. Er hatte einen Beinschuss | ||
- | erhalten und krümmte sich zusammen. Schwarz lag jetzt ebenfalls flach am | ||
- | Rand des Flugfeldes und schoß mit seinem Sturmgewehr auf die Angreifer im | ||
- | Gebäude. | ||
- | |||
- | "Hier spricht Merkling. Drei bewaffnete Personen verlassen das | ||
- | Gebäude und bewegen sich auf das Shuttle zu." | ||
- | |||
- | Weller kroch vorwärts zu dem am Boden liegenden Professor. Er | ||
- | schützte ihn, indem er sich mit seinem Panzeranzug über ihn legte. Der Professor schien nur unter Schock zu | ||
- | stehen, er war zum Glück nicht verletzt worden. Weller hörte hinter sich | ||
- | die metallischen Einschläge von Projektilen auf dem Polizeiwagen. Der | ||
- | getroffene Polizist neben ihm hielt sich den Hals. Blut strömte über seinen | ||
- | Handschuh und die Brust. | ||
- | |||
- | " | ||
- | Sie zwanzig Meter von meiner Position ab, um den Professor an Bord zu | ||
- | nehmen. " | ||
- | Sie sich unverzüglich hierher." | ||
- | |||
- | Das Flugfeld verschwand jetzt wieder in einem künstlichen | ||
- | Sandsturm, als die Triebwerke des Shuttles zündeten. Weller hoffte, dass | ||
- | Schwarz die Deckung der Staubwolke nutzen konnte, um die hundert Meter zu | ||
- | ihm zurückzulegen. | ||
- | |||
- | Der Fahrer des Polizeiwagens war ausgestiegen und versuchte, seinem | ||
- | Kollegen zu helfen. Die Scheiben des Wagens waren inzwischen völlig | ||
- | zerschossen. Bernhard ignorierte seine Beinverletzung und feuerte mit der | ||
- | Pistole in Richtung Gebäude. Er konnte mit der , | ||
- | wenig ausrichten, aber die psychologische Wirkung des Feuers setzte die | ||
- | Angreifer vielleicht etwas unter Druck. Schwarz sprang auf, sprintete ein | ||
- | paar Meter und ging wieder in Stellung, um ein paar Schuss auf die Personen | ||
- | im Gebäude abzugeben. Die drei Unbekannten, | ||
- | waren, verschwanden in der riesigen, roten Staubwolke. Das Shuttle selbst | ||
- | hob kurz darauf vom Landefeld ab und schwebte mit brüllenden Triebwerken | ||
- | über dem Gefecht. Weller hatte den Professor inzwischen hinter das Wrack | ||
- | des Polizeiwagens gezogen. Vom Gebäude waren im Moment keine Schüsse zu | ||
- | hören. | ||
- | |||
- | " | ||
- | aus dem Shuttle. | ||
- | Geschwindigkeit dem Flugfeld. Geschätzte Ankunft ist etwa in einer Minute." | ||
- | |||
- | "Die Fahrzeuge sind im Lock-On. Soll ich die Ziele bekämpfen?" | ||
- | |||
- | " | ||
- | einsetzen. Das ist innerhalb der Anstalt zu auffällig. Man würde eventuell | ||
- | die Detonationen orten." | ||
- | |||
- | Das Shuttle schwebte jetzt langsam von oben herunter. Der Sand war | ||
- | überall. Der Druck von den Triebwerken nahm immer weiter zu, je tiefer das | ||
- | Shuttle sich herabsenkte. Weller stützte den Professor, der sich hilflos an | ||
- | seinen gepanzerten Anzug klammerte. Der eine Polizist krallte sich am Boden | ||
- | fest. Sein verblutender Kollege war inzwischen ohnmächtig geworden und | ||
- | wurde vom Triebwerkswind erfasst. Er rollte über den Boden davon. Bernhard | ||
- | war inzwischen zu Weller gehumpelt. Die Männer konnten sich in dem | ||
- | Sandsturm nur schemenhaft erkennen, obwohl sie direkt nebeneinander | ||
- | standen. | ||
- | |||
- | Das dunkle Rechteck der Frachtluke war in einigen Metern Entfernung | ||
- | erkennbar. Weller half dem Professor und Bernhard. Hellberg stand im | ||
- | Frachtraum und nahm die beiden in Empfang. Dann kletterte auch Weller | ||
- | hinein und spähte in die Wand aus verwirbeltem Sand hinein. | ||
- | |||
- | Schwarz, wo bleiben Sie?" - Ich bin gleich da!" | ||
- | |||
- | Weller sah die Silhouette auf sich zulaufen und streckte seinen Arm aus. | ||
- | Eine bloße Hand ergriff seinen Arm und eine ungepanzerte Gestalt zog sich | ||
- | an ihn heran. Er sah das entschlossene Gesicht des unbekannten Angreifers | ||
- | nur kurz, dann wurde er von ihm zu Boden gerissen. Der Mann war kräftig. | ||
- | Weller sah einen Vibro-Dolch durch die Luft sausen. Er riß seine , | ||
- | hoch, doch bevor er abdrücken konnte, erschlaffte der Mann über ihm und | ||
- | kippte zur Seite. Schwarz war offenbar direkt hinter dem Kerl gewesen und | ||
- | hatte ihn mit einem gezielten Schlag in den Nacken erledigt. | ||
- | |||
- | " | ||
- | auf die Schließtaste der Klappe. Das Shuttle schwankte einen halben Meter | ||
- | über dem Boden, die Triebwerke heulten auf. In diesem Moment schälte sich | ||
- | plötzlich ein Fahrzeug aus der Sandwolke. Es war ein offener Wagen mit | ||
- | sechs vor Sand halb blinden Insassen. Der Wagen fuhr ungebremst gegen die | ||
- | Kante der sich schließenden Frachtluke. Weller, Schwarz und Bernhard, die | ||
- | noch auf der Klappe standen, wurden von den Füßen gerissen. Der Fahrer des | ||
- | Wagens krachte mit dem Kopf voll gegen die massive Stahlplatte. Sein | ||
- | Schädel zerplatzte förmlich. Einer der Männer auf dem Rücksitz wurde nach | ||
- | vorne geschleudert und hing jetzt halb auf der sich schließenden Klappe. | ||
- | Das Fahrzeug prallte vom Shuttle ab. Weller konnte durch den kleiner | ||
- | werdenden Spalt sehen, wie sich das Fahrzeug mehrmals überschlug. | ||
- | Schwarz gab dem Mann, der an der Klappe hing im Liegen einen Tritt. Der | ||
- | Mann rutschte ab, klammerte sich verzweifelt am Rand der Klappe fest. Die | ||
- | vier Hydraulikstäbe pressten die fast geschlossene Klappe mit | ||
- | unbarmherziger Kraft zu und zerquetschten seine Hände vollständig. Im | ||
- | Frachtraum lagen jetzt nur noch die Finger des Unglücklichen. | ||
- | |||
- | Das Shuttle gewann jetzt schnell an Höhe und drehte seine schnittige Nase | ||
- | in Richtung Rückflugkorridor. Weller und Schwarz schnallten den Professor | ||
- | auf einen der Notsitze im Frachtraum und sicherten sich anschließend | ||
- | selbst. Bernhard saß bereits. Die Triebwerke brüllten auf und das alte | ||
- | Flughafengelände war im Nu hinter dichten Sandwolken verschwunden, | ||
- | die rauhe, felsige Oberfläche des Mars unter ihnen hinwegglitt. | ||
- | |||
- | Kurze Zeit später passierten sie wieder den Sicherheitsstreifen und | ||
- | verließen das unwirtliche Areal von Station 8. | ||
- | |||
- | Merkling steuerte das Shuttle zurück in das weite Tal der angrenzenden | ||
- | Berge, als ein kurzer Warnton ihn auf die zunehmende Wärme im linken | ||
- | Triebwerk hinwies. | ||
- | |||
- | " | ||
- | scheint irgend etwas mit der Kühlung nicht zu stimmen. Die Überhitzung | ||
- | nimmt schnell zu. Es könnte sein, dass uns das Ding in ein paar Minuten um | ||
- | die Ohren fliegt." | ||
- | |||
- | " | ||
- | |||
- | " | ||
- | überhitzt in den Orbit gehen, bekommen wir ohnehin noch größere Probleme | ||
- | mit der Wärmeabfuhr. Ich schlage vor, dass wir hier irgendwo runtergehen." | ||
- | |||
- | " | ||
- | Landeplatz und setzen Sie das Shuttle auf." befahl Weller. | ||
- | |||
- | Hellberg warf einen besorgten Blick auf den Radarbildschirm vor | ||
- | sich. Die Umgebung hatte ein schroffes Oberflächenprofil. Das Bild wurde | ||
- | ständig gestört. Es war zu viel Staub in der Luft. Eine Minute später hatte | ||
- | er jedoch ein kleines Plateau am Fuß der zerklüfteten Felswand gefunden. | ||
- | Der Überhitzungs-Warnton wiederholte sich inzwischen mit monotoner | ||
- | Unablässigkeit und wies die beiden Piloten nur allzu deutlich auf die | ||
- | Kritische Temperatur hin. Merkling ging schnell runter und setzte das | ||
- | Shuttle rauh ab. Die Männer wurden kräftig durchgeschüttelt. Sofort | ||
- | schaltete er den Schub ab und ließ das Triebwerk auslaufen. | ||
- | |||
- | Draußen konnte man keine fünf Meter weit sehen. Die Triebwerke | ||
- | hatten den feinen, roten Marssand zwischen den Felsen hervorgeblasen und | ||
- | ließen das Shuttle in einer riesigen Staubwolke verschwinden. | ||
- | |||
- | Die Männer im Frachtraum schnallten sich sofort von den Notsitzen | ||
- | los. Bernhard nahm den Arztkoffer von seiner Wandhalterung und kümmerte | ||
- | sich um den Professor. Schwarz wechselte das fast leere Magazin seines | ||
- | Sturmgewehres gegen ein neues aus und beobachtete Bernhard dabei, wie er | ||
- | dem Professor eine Beruhigungsspritze verabreichte. Mit einem leisen | ||
- | Zischen entlud sich der Inhalt der Ampulle in Starks verkrampften Unterarm. | ||
- | Er entspannte sich wenige Sekunden später. | ||
- | |||
- | Weller sprang unterdessen von seinem Sitz auf, ging nach vorne und | ||
- | setzte sich auf seinen Platz im Cockpit. " | ||
- | einen automatischen System-Check machen." | ||
- | |||
- | Schwarz stand im Frachtraum und beobachtete durch das kleine | ||
- | Seitenfenster die vorbeiziehenden Staubschwaden, | ||
- | widerwillig verziehen wollten. Doch war da draußen nicht etwas? Eine | ||
- | vorbeihuschende Gestalt? Oder nur eine Zusammenballung von Sand? | ||
- | Weller, hier Schwarz, ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, | ||
- | wir haben Besuch." | ||
- | nichts Brauchbares auf dem Schirm. Alles zu verwaschen." | ||
- | |||
- | Weller zögerte einen kurzen Moment und traf dann eine unangenehme | ||
- | Entscheidung: | ||
- | Sie draußen mal eine Runde. Reagieren Sie auf Bedrohungen ohne Vorwarnung | ||
- | und nach eigenem Ermessen. Ich komme gleich nach." | ||
- | |||
- | " | ||
- | Öffnungsknopf der Frachtluke. Das Hydraulikschott öffnete sich. Schwarz | ||
- | kickte mit der Fußspitze seines Panzeranzuges die abgequetschten Finger | ||
- | nach draußen, die noch immer am Rand der Rampe klebten. Auf seinem Helm | ||
- | spiegelte sich verzerrt der rote Marssand, der sich langsam aufzulösen | ||
- | schien, aber immer noch in trägen Schwaden hereinwaberte. Bernhard setzte | ||
- | dem Professor eine Atemschutzmaske auf, schnappte sich sein Sturmgewehr aus | ||
- | der Wandhalterung und lud durch. | ||
- | |||
- | " | ||
- | draußen. Beide hatten ihre Kampfschütze-Sturmgewehre im Anschlag. Es war | ||
- | nichts zu sehen. Schwarz schwang sich mit einem lockeren Sprung aus der | ||
- | Luke und setzte federnd im knöcheltiefen Sand auf. Die Schwerkraft des Mars | ||
- | betrug nur etwa ein Drittel der Erde und die Bewegungen waren merklich | ||
- | leichter und weicher. Schnelle Schritte hatten eine Tendenz zum leichten | ||
- | Springen. Nicht so stark wie auf dem Mond, aber ähnlich. Auch Bernhard | ||
- | folgte nach draußen und in der Schottöffnung war jetzt auch Weller zu | ||
- | sehen. Er wartete sichernd, während die beiden anderen um das Shuttle | ||
- | herumliefen. Der Staub hatte sich jetzt fast verzogen und gab einen trüben, | ||
- | rötlichen Blick auf die Umgebung frei. Bernhard kontrollierte die | ||
- | Landestützen und Triebwerke des Shuttles, während Schwarz seinen Blick über | ||
- | die schroffen Felshänge schweifen ließ. Direkt neben ihm rollten einige | ||
- | kleinere Steine von oben herab. Er schaute angestrengt in die Richtung, aus | ||
- | der die Steine kamen, um die Ursache herauszufinden. Tatsächlich! Eine | ||
- | Gestalt verschwand hinter den Felsen. Er schoß augenblicklich einen kurzen | ||
- | Feuerstoß in Richtung der Gestalt ab und verfehlte nur knapp. | ||
- | einzelner Person etwa fünfzig Meter westlich. Oben liegende Position | ||
- | zwischen Felsen." | ||
- | außer Sichtweite. Weitere Vorgehensweise unklar." | ||
- | Bernhard, Statusmeldung?" | ||
- | |||
- | "Hier Bernhard, ich habe etwas interessantes entdeckt. Einige | ||
- | Stofffetzen scheinen sich im Luftansauggitter des Triebwerkes festgesetzt | ||
- | zu haben. Ich habe das Gitter gesäubert." | ||
- | |||
- | "Hier Weller, gesamte Gruppe sofort im Shuttle sammeln. Merkling, | ||
- | starten Sie die Triebwerke. Wir heben ab in dreißig!" | ||
- | |||
- | "Hier Merkling. Triebwerke fahren hoch. Alarmstart in dreißig | ||
- | Sekunden ? läuft." | ||
- | |||
- | „Hellberg, | ||
- | Bordwaffen ein." | ||
- | |||
- | "Hier Hellberg. Bordwaffen sind ,on'. Umgebungsscan ist , | ||
- | |||
- | Schwarz und Bernhard sprangen in den Frachtraum zurück, Weller | ||
- | schloss das Schott. Die Männer hatten gerade noch gnügend Zeit, sich | ||
- | anzuschnallen, | ||
- | Plateau abhob. Das hohe Kreischen der Triebwerke war ohrenbetäubend. Der | ||
- | Professor wurde in seinem Sitz niedergedrückt. Bernhard stützte ihn mit | ||
- | seiner linken Hand, während er sich selbst gegen die Rückenlehne stemmte, | ||
- | um nicht voll in die Gurte gepresst zu werden. | ||
- | |||
- | "Hier Merkling, gute Nachrichten! Die Überhitzung baut sich langsam | ||
- | ab. Alle Systeme sind im grünen Bereich. Kurs wird planmäßig fortgesetzt. | ||
- | Vorraussichtliche Ankunft am orbitalen Rendezvouz-Punkt in sieben Minuten." | ||
- | |||
- | Der Schub ließ nach, als Merkling auf normalen Kurs ging und die | ||
- | Männer im Frachtraum konnten sich wieder etwas entspannen. | ||
- | |||
- | " | ||
- | den Stofffetzen entgegen, den er aus der Ansaugöffnung geholt hatte. Es | ||
- | waren die Überreste einer orangefarbenen Kunststoffjacke, | ||
- | man noch eine große, blaue ,8' erkennen konnte. "Das ist die Jacke eines | ||
- | Inhaftierten." | ||
- | |||
- | „Wie kommt die in das Ansauggitter?" | ||
- | |||
- | „Wahrscheinlich hatten wir einen blinden Passagier." | ||
- | Schwarz. "Aber ich frage mich, wie der sich am Shuttle halten konnte. Muss | ||
- | ein ganz schön zäher Bursche gewesen sein. Erwischt habe ich ihn jedenfalls | ||
- | nicht." | ||
- | |||
- | „Der kann uns egal sein." log Weller. „Hauptsache, | ||
- | ist wohlbehalten raus aus diesem Drecksloch!" | ||
- | Unter ihnen entfernte sich die rotbraune, felsige Oberfläche des Mars und | ||
- | wich dem tiefschwarzen Panorama des Weltalls. |